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Wenn ich einen Menschen schlechter behandle als einen anderen, vor allem aufgrund der Hautfarbe, der (vermeintlichen oder tatsächlichen) Herkunft, des (angenommenen) Geschlechts, der (vermuteten oder tatsächlichen) Religion oder Sexualität, dann diskriminiere ich diesen Menschen. Ich mache einen bewussten Unterschied, d.h. ich begegne nicht allen Personen gleich.

Diskriminierung beruht meist auf Vorurteilen. Vorurteile – auch Stereotype genannt – sind Annahmen, die man von einer bestimmten  Menschengruppe hat. Oft sogar ohne die Menschen zu kennen. Viele Stereotype gibt es schon sehr lange – seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten. Sie werden Kindern schon früh anerzogen (zu Hause, in der Kita, in der Schule…). Menschen erleben sie z.B. in der Kita, in der Schule, bei Wohnungsbesichtigungen, Vorstellungsgesprächen, bei Ärzt*innen, auf Ämtern, bei Flughäfen, der Polizei, im Gericht und an vielen anderen Stellen.

Dass Menschen Vorurteile haben ist ganz „normal“. Es ist aber wichtig zu wissen, dass diese oft nur eine Wahrnehmung und keine Wahrheit sind. Vor allem treffen sie schon gar nicht auf eine ganze Gruppe von Menschen zu. Deswegen ist es wichtig zu erkennen, welche Stereotype ich überhaupt habe.

Welche Stereotype Menschen haben, kommt nicht von ungefähr. Vorurteile liegen nicht an einer griesgrämigen Einzelperson, sondern sie haben viel mit gesellschaftlichen Ungleichheiten zu tun. Es gibt Gruppen, die in der Gesellschaft hohe Anerkennung erfahren. Auf andere Gruppen wird von vielen Menschen herab gesehen. In der Regel richten sich die meisten Vorurteile gegen Personen, welche benachteiligt werden. Und es kommt auch noch darauf an, was die Konsequenzen von Vorurteilen sind – denn nicht alle Leute haben den gleichen Einfluss. Wenn z.B. deine Schulkameradin Lara Vorurteile gegenüber reichen Menschen hegt, sind diese nicht schlechter dran als wenn Lara keine Stereotype hätte – sie hat schließlich keinen Einfluss, die den Reichen schaden könnte. Wenn aber Tobias Vorurteile gegen Geflüchtete hat und in der Schule schlecht über diese spricht, dann diskriminiert er mit seinen Aussagen geflüchtete Kinder in der Klasse und der Schule . Es geht also nicht nur um Vorurteile allein, sondern um den Zusammenhang von Macht und Vorurteilen.

 

Diversity bedeutet Vielfalt und ist der positive Gegenbegriff zu Diskriminierung: Diversität ist der Normalfall, denn alle Menschen sind verschieden. Diversity ist ein Anspruch und beinhaltet, dass die Verschiedenheit der Menschen gelebt, geschätzt und geachtet wird. Dies gilt auch für die Schule: alle sind gleich und doch verschieden.

 

Reflektieren

Es gibt Gesetze, welche Menschen vor Diskriminierung schützen sollen. Diese umfassen zum Beispiel das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), die Menschenrechtskonvention (Artikel 1+2) und die Kinderrechtskonvention (Artikel 2). Dennoch werden Menschen diskriminiert aufgrund von weit verbreiteten und überall verankerten Vorurteilen zu Geschlecht, zu ethnischer oder kultureller Herkunft, der Religion oder Weltanschauung, des Alters, der sexuellen Identität oder einer Behinderung.

Wie sieht das in eurer Umgebung und in eurer Klasse aus? Wer hat wen beschimpft? Was waren die Gründe?

Manchmal kommt Diskriminierung auch in einem Gewand daher, das nicht mit Beleidigungen oder Schimpfworten einhergeht. Dazu gehören gut gemeinte Fragen oder Aussagen, die trotzdem verletzen oder wütend machen können. Es gibt z.B. einige Lehrer*innen, die Diversität wichtig finden und diese auch ganz praktisch in der Schule leben wollen. Viele meinen es nett, aber haben trotzdem Vorurteile. So fragt Frau Lorenz ihre Schülerin Kim: “Wo hast du so gut Deutsch gelernt?” und: “Wo kommst du ursprünglich her?” Kim ist verwirrt. Sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Die Frage gibt ihr zu verstehen: Du bist anders als die anderen, du siehst anders aus, du kannst nicht hierher gehören. Die Lehrerin hat es wahrscheinlich gut gemeint, wollte Interesse bekunden an dem, was sie bei Kim als Vielfalt zu sehen glaubte. Aber auch wenn man eine gute Absicht hat, ändert das nichts daran, dass man einen Menschen diskriminiert, verletzt und ausgrenzt hat. Kim fragt sich jetzt, woran es lag, dass Frau Lorenz ihr diese Frage stellte oder man denken könnte, sie würde nicht hier herkommen – ist es wegen ihrer schwarzen Haare? Warum soll sie nicht Deutsch sein, nur weil sie schwarze Haare hat?

 

Hilfe suchen und sich Hilfe holen

Wirst du in der Schule diskriminiert? Siehst du, dass eine/einer von euch diskriminiert wird? Dann hole dir Hilfe! Biete Unterstützung!
Dann wende dich an ADAS!
Die Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) ist eine unabhängige Beratungsstelle für Schüler*innen, Eltern/ Sorgeberechtigte, Lehrkräfte und Schulbeschäftigte aller Berliner Bezirke, die an einer Schule diskriminiert wurden. Hier ist persönliche, telefonische und Online-Beratung möglich: Hotline: 0800 724 50 67
Mail: beratung@adas-berlin.de

 

Handeln

Jeder Schritt, auch wenn er noch so klein ist, tut gut. Er ist ein Schritt weg von der Diskriminierung hin zur Gleichheit und Vielfalt.

 

Anregungen zum Handeln bei Diskriminierung

Reden
Anonym schreiben ist uncool! Ein erster Schritt ist, über Diskriminierung im Klassenrat zu reden und euch zu trauen, darüber zu sprechen. Denn auch das kostet Mut. Besprecht Situationen, in denen eine Person eine andere diskriminiert hat. Überlegt die Gründe, warum es dazu kommen konnte. Dabei ist es sicher hilfreich im ersten Schritt Erlebtes zu besprechen, das nicht in der Klasse stattgefunden haben. Im zweiten Schritt schafft ihr es auch, Diskriminierung anzusprechen, die in der Klasse stattgefunden haben.

Hinschauen
Überlegt, wie ihr in euch selbst in einer Situation verhaltet, wenn ein anderer diskriminiert wird.

Stellt die Person zur Rede, die diskriminiert. Fragt nach Gründen.

  • Hier ist ein Rollenspiel im „geschützten Raum“ des Klassenrats hilfreich, um zu lernen, wie der „Diskriminierer“ bzw. die „Diskriminiererin“ zur Rede gestellt wird.
  • In einem weiteren Rollenspiel sollte ein Perspektivwechsel geübt werden: Diskriminierte und diskriminierende Person wechseln die Rollen. Wie fühlen sich beide?

 

Wiedergutmachen
Regt an, dass in der Klasse offen über erfolgte Diskriminierung untereinander gesprochen wird. Überlegt  Entschuldigungsmöglichkeiten oder/und nehmt das Rollenspiel mit dem Perspektivwechsel zum Anlass, dass diskriminierte und diskriminierende Person die Rollen wechseln und mit euch in der Gruppe über die Gefühle sprechen. Möglicherweise benötigt ihr bei der Durchführung Unterstützung von euren Pädagog*innen.

Achtung: nicht nur Schüler*innen diskriminieren andere. Ebenfalls Erwachsene – Lehrkräfte wie Pädagog*innen – zeigen oft diskriminierendes Verhalten gegenüber Kindern und Jugendlichen. Auch diese Autoritätspersonen sind nicht immun dagegen! Holt euch in dem Fall Unterstützung von anderen Schüler*innen und verbündet euch mit ihnen; des Weiteren von Lehrer*innen, denen ihr vertraut; und von euren Eltern oder Erziehungsberechtigten.

 

Anregungen zum Handeln für Diversität

Macht die Vielfalt in eurer Klasse sichtbar!
Diese Sichtbarmachung der Vielfalt ist ein herausforderndes Projekt des Klassenrats zu Beginn der Sekundarstufe:

  • Welche Identität hat jede*r von uns? (Eingeschlossen sind dabei auch die Pädagog*innen, die Eltern und andere Verwandte.)
  • Wo kommen wir her? Wie sieht unsere Familie aus? Was essen wir gerne? Wie leben wir?

Weitere Fragen für ein Interview können aus den Ringen der Diversity-Scheibe entwickelt werden:
(Die Diversity-Scheibe wurde uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt vom Mobiles Beratungsteam Berlin, Stiftung SPI)

Erster Ring (Persönliche Dimension):
Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, physischer Fähigkeiten, ethnischer Zugehörigkeit, Religion und Weltanschauung

Zweiter Ring (persönliche Umgebungsdimension):
Einkommen der Erziehungsberechtigten, Freizeitverhalten, Religion, Ausbildungswunsch, Ausbildung der Erziehungsberechtigten, Berufe, Verwandtschaft, Wohnlage

Dritter Ring(Organisationsumgebung):
Verein, Partei, Wohnort, Migrationshintergrund

Präsentationmöglichkeiten
Zur Sichtbarmachung der eigenen Geschichte gibt es viele Präsentationsmöglichkeiten:

  • Ein Plakat gestalten
  • Ein Video konzipieren
  • Eine Geschichte erzählen (Storytelling)

 

Den Download der Diversity-Scheibe als JPG-Datei des Mobilen Beratungsteam Berlin, Stiftung SPI  kann über diesen Link erfolgen: Diversity-Scheibe sowie der Begleittext.